Forschungsfelder der Evangelischen Theologie an der LMU
Die an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der LMU bearbeiteten Forschungsprojekte sind auf der einen Seite notwendig diversifiziert and spezialisiert. Auf der anderen Seite sind sie von dem gemeinsamen Bemühen um eine Theologie getragen, die den wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Bedingungen der Gegenwart gerecht wird.
Die Bibel bestehend aus dem Alten und dem Neuen Testament ist das Grundlagendokument des Christentums. Sie ist nicht einfach ein Buch, sondern vielmehr eine kleine Bibliothek und versammelt Schriften in mehreren Sprachen, unterschiedlicher Art und aus verschiedenen historischen Kontexten. Die Wirkungsgeschichte der Bibel ist immens, sie prägte und prägt unsere Gesellschaften und Kulturen in vielfältiger Weise.
Im historischen Fachbereich, den Lehrstühlen für Kirchengeschichte, werden die Wirkungen biblischer Texte, der Umgang mit ihnen und die sich aus ihnen ergebenden Impulse (nicht zuletzt in der Reformation) Gegenstand wissenschaftlicher Erschließung.
Die Rolle der Bibel in gegenwärtigen Bildungskontexten wie in kirchlicher Verkündigung, Religionsunterricht und darüber hinaus ist Gegenstand praktisch theologischer Forschung, in München an den Lehrstühlen für Homiletik und Theorie medialer Kommunikation und Evangelische Religionspädagogik. Ihre Wirkungen, Aufnahme und Rolle in der gegenwärtigen Kultur von Kunst, über Literatur bis zum Film ist ein Forschungsfeld am Lehrstuhl für Religionswissenschaft und Religionsgeschichte.
Gott, Mensch und Welt
Der Mensch findet sich immer schon in Bezügen vor – zu seinen Mitmenschen, seiner Welt und Umwelt und zu Gott. Die theologische Forschung fragt danach, wie diese Bezüge zu verstehen sind, wie sie sich innerhalb der Geschichte und der konfessionellen Vielfalt des Christentums ausgedrückt und gewandelt haben und wie sie in heutiger Zeit zu gestalten sind.
Am Lehrstuhl für Systematische Theologie und Ethik (ST I) stehen Fragen der individuellen wie gesellschaftlichen Lebenswirklichkeit und Lebensführung im Zentrum. Welche Orientierungskraft birgt hierfür die christliche Tradition? Inwiefern ist sie selbst historischen Wandlungsprozessen unterworfen und welchen Anspruch kann sie aktuell vertreten? Die Themenfelder sind breit, die Fragen aber, z.B. aus Medizin-, Medien-, Technikethik etc. häufig sehr konkret und anwendungsbezogen.
Zentrale Lehren und Ideen des Christentums sind Gegenstand der Forschung und kritischen Reflexion am Lehrstuhl für Dogmatik, Religionsphilosophie und Ökumene (ST II) . Wie haben sich diese entwickelt, mit welchen historischen Prozessen und (konfessionellen) Trägerkreisen sind sie verknüpft und inwiefern bzw. warum kann ihnen heute noch Orientierungskraft zukommen?
Zu diesen Forschungsfeldern leisten auch die anderen theologischen Fächer ihren je eigenen Beitrag. Die Religionswissenschaft nähert sich ihnen aus kulturwissenschaftlicher Perspektive. Die Erforschung der Texte des Alten und Neuen Testaments in den biblischen Fächern zeigt auf, wie dort Mensch-, Welt- und Gottesbezug zur Sprache kommen. Die Kirchengeschichte erhellt die historischen Umformungsprozesse, die christliche Lehre und Lebensorientierung seit den Anfängen und bis heute durchlaufen. In der Praktischen Theologie und der Religionspädagogik sind die Vermittlung christlicher Lehre und Ethik z.B. in kirchlicher und schulischer Praxis Gegenstand wissenschaftlicher Betrachtung.
Religion, Kirche und Gesellschaft
Die Kirchen sind eine zentrale Organisationsform christlicher Gemeinschaft. Zur wissenschaftlichen Theologie gehört daher, die Erforschung ihrer nunmehr 2000 Jahre währenden Geschichte.
Dabei ist die Geschichte der Reformationszeit innerhalb der protestantischen Theologie traditionell ein intensiv untersuchter Forschungsgegenstand, der in München insbesondere am Lehrstuhl für Kirchengeschichte des Mittelalters bis zur Neuzeit (KG II) angesiedelt ist. Ein besonderer Schwerpunkt ist hier aber auch die kirchliche Zeitgeschichte, also die Erforschung der Kirchengeschichte seit 1945.
Am Lehrstuhl für Ältere und weltweite Christentumsgeschichte (KG I) liegt der Fokus stärker auf den Anfängen der Kirchengeschichte in der ersten Hälfte des 1. Jahrtausends n.Chr. Kirchen- und Christentumsgeschichte sind insgesamt kein europäisches, sondern seit dem 16. Jh. ein weltweites Phänomen von großer Vielfalt und somit ein vielschichtiger Forschungsgegenstand.
Religion(en) als ein kulturelles Phänomen sind Gegenstand religionsgeschichtlicher und religionswissenschaftlicher Forschung. Am Münchner Lehrstuhl für Religionswissenschaft und Religionsgeschichte liegt dabei ein besonderes Augenmerk auf dem Zusammenspiel von Medien und Religion.
Die Handlungsfelder der kirchlichen Praxis, wie Gottesdienst, Religionsunterricht, Diakonie und andere mehr, erforscht die praktische Theologie – jeweils in deren historischer Gewordenheit und unter den Bedingungen moderner Gesellschaften. Das Gespräch mit Sozial- und Bildungswissenschaften spielt dabei eine wichtige Rolle.
Theologie lehren und lernen
Theologie und Bildung gehören untrennbar zusammen. Hier geht es aber nicht allein um die (selbstverständlich ebenfalls unverzichtbare) Ausbildung, d.h. das Vermitteln von Inhalten und Handwerkszeug, sondern auch um Persönlichkeitsbildung. Diese ermöglicht es angehenden Pfarrer*innen und Religionslehrer*innen, ihr Amt als theologisch urteilsfähige und selbständige Persönlichkeiten auszufüllen.
So vielfältig wie die Aufgaben und Arbeitsfelder sind dabei auch die Herausforderungen in den entsprechenden Arbeitsumfeldern und unter den komplexen gesellschaftlichen Bedingungen kirchlichen und pädagogischen Handelns. Prozesse, Theorien und Funktionen religiöser Bildung sind die speziellen Forschungsgegenstände der Lehrstühle für Praktische Theologie mit den Schwerpunkten Homiletik und Theorie medialer Kommunikation (PT I) sowie Evangelische Religionspädagogik (PT II).