Forschung

Forschungsfelder und aktuelle Projekte am Lehrstuhl Altes Testament I

Die Chronologie der israelitischen Königszeit

Synchronistische Kompilation 9. Jh. v. Chr.

Synchronistische Kompilation 9. Jh. v. Chr.

© Kristin Weingart

Ziel des Forschungsvorhabens ist eine kritische Neubewertung der Vorschläge zur Chronologie der israelitischen Königszeit und damit ein Beitrag zur Grundlagen­forschung für die Geschichte Israels.

Dazu war in einem ersten Schritt eine Klärung der Systematik und Entwicklung der synchronistischen Chronologie in den Königebüchern sowie der literargeschichtlichen Genese des sog. Königsrahmens im Kontext der rezenten Debatten um das Deuteronomisti­sche Geschichts­­werk angezeigt. Die im Königsrahmen verarbeiteten Quellen erwiesen sich dabei als israelitische Repräsentanten im Alten Orient verbreiteter chronographischer Genres. Zugleich war zu erkennen, welche der chronologischen Daten im Königsrahmen aus den Quellen übernommen und welche nachträglich errechnet worden sind.

In einem zweiten Schritt gilt es nun die quellenhaften Daten historisch zu bewerten und im Zusammenspiel mit außerbiblischen chronologischen Angaben zu diskutieren.

  • Gezählte Geschichte. Systematik, Quellen und Entwicklung der synchronistischen Chronologie in den Königebüchern (FAT 142), Tübingen: Mohr Siebeck 2020.
  • Mesopotamian Synchronistic Chronography and the Book of Kings, Religions 14 (2023) 448.
  • Chronography in the Book of Kings. An Inquiry into an Israelite Manifestation of a Ancient Near Eastern Genre, in: J.U. Ro & B.D. Giffone (Hgg.), Inscribe It in a Book. Scribal Practice, Cultural Memory, and the Making of the Hebrew Scriptures (FAT II 139), Tübingen 2023, 273-299.
  • 2Ki 15-18 – A Chronological Conundrum?, in: S. Hasegawa, Chr. Levin & K. Radner (hgg.), The Last Days of the Kingdom of Israel (BZAW 511), Berlin/New York: De Gruyter 2018, 267-288.

Das Jahr 701 v.Chr. und die Literaturgeschichte des Alten Testaments

Die Belagerung von Lachisch: Relief aus dem Palast von Ninive

Die Belagerung von Lachisch: Relief aus dem Palast von Ninive

© British Museum, London

Die Belagerung aber ausbleibende Eroberung Jerusalems durch die Assyrer im Jahr 701 v.Chr. war inner­halb der Geschichte Israels ein überaus bedeutsames Ereignis.

Theologie­geschichtliche Anstöße dieser historischen Konstellation sind z.T. lange gesehen worden (z.B. für die Entwicklung der Zionstheologie), die literaturgeschichtlichen Implikationen waren bislang weniger und v.a. in Einzelstudien zu einschlägigen Textbereichen im Blick.

Das Forschungsvorhaben ist den für die Literaturentstehung äußerst fruchtbaren Diskursen in Juda am Übergang des 8. zum 7. Jh. v. Chr. gewidmet und zielt auf eine Zusammenschau relevanter Texte und die Untersuchung ihrer Wechselwirkungen bzw. jeweiligen Bezugnahmen auf diese besondere historische Konstellation.

Im Zusammenhang mit dem Forschungsprojekt steht die Erarbeitung des Bandes zum 7. Jh. v. Chr. aus der Reihe Biblische Enzyklopädie.

Zahlen im Alten Testament

Ausschnitt aus Esr 2

Zahlen spielen im Alten Testament in ganz unterschiedlichen Kontexten eine Rolle – als Angaben von Lebensspannen, von Bevölkerungszahlen, Heeresstärken oder Größen und Werten, als chronologische Daten, Strukturierungs­signale u.v.a.m.

Zahlenangaben können Züge der konkreten Lebenswelt hinter den Texten spiegeln, ideologisch bzw. symbolisch aufgeladen sein oder als literarisches Gestaltungsmittel dienen bzw. mehrere dieser Aspekte verbinden.

Ziel des Forschungsprojektes ist eine konzentrierte und systematische Erschießung jener Bereiche, Themen und Funktionen, in denen Zahlen in den alttestamentlichen Texten eine Rolle spielen bzw. der Fragestellungen und Problem­horizonte, die damit verbunden sind.

Aktuelle Kommentierungen

Große Jesajarolle aus Qumran

© Israel Museum Jerusalem via WikimediaCommons

In Arbeit sind ein Kommentar zur Josephsgeschichte (Gen 37–50) für den Biblischen Kommentar (BK) zum Alten Testament sowie ein Kommentar zu Jes 1–39 für den Internationalen Exegetischen Kommentar zum Alten Testament (IEKAT/IECOT).