Forschung

Forschungsfelder und aktuelle Forschungsprojekte am Lehrstuhl Neues Testament I

1. Geschichte des Frühjudentums (6. Jh. v. Chr. – 2. Jh. n. Chr.)

Das Judentum wird im geschichtlichen Rahmen der Zeit des Zweiten Tempels erforscht, die die persischen, hellenistischen und frührömischen Perioden umfasst. Die von politischen und sozialen Krisen geprägte Epoche war die Blütezeit der jüdischen Schriftstellerei, in der sowohl neue literarische Gattungen als auch neue theologische Vorstellungen entfaltet wurden, die für die Auslegung des Neuen Testaments relevant sind. Aus geographischer Sicht wird das Judentum nicht auf das Eretz Israel limitiert, sondern es wird die Geschichte des Judentums im ganzen Mittelmeerraum berücksichtigt.

2. Texte von Toten Meer

Die im Jahr 1947 in Qumran gefundene Schriftrollen gelten als „die bedeutendste Entdeckung der Neuzeit in Bezug auf die Bibel“ (W. F. Albright). Die Forschung konzentriert sich auf die Rekonstruktion der auch in aramäischer und hebräischer Sprache fragmentarisch erhaltenen Texte, begleitet von deren Auslegung und Verortung im Rahmen des antiken Judentums. Außerdem werden diese „Qumrantexte“ mit den Überlieferungen des Neuen Testaments verglichen und ins Verhältnis gesetzt, um deren unumstrittene Bedeutung für die neutestamentliche Exegese hervorzuheben.

3. Apokalyptische Literatur

Im Zentrum der Forschung stehen die jüdischen und christlichen Schriften, die einer „Offenbarung“ zugeordnet sind, d.h. es geht um Texte, die von einer apokalyptischen Weltanschauung geprägt sind. Eine besondere Stellung hat hier das 1. Henochbuch, dessen textkritische Ausgabe am Institut in Vorbereitung ist, wie auch andere Schriften, die inhaltlich verwandte Überlieferungen enthalten (z.B. Visionen des irdischen und himmlischen Kosmos, eschatologische Prophetie, Vermittlerwesen).

4. Rezeptionsgeschichte der jüdischen Kompositionen in christlicher Überlieferung

Mashafa Henok (2007)

Mehrere jüdische Schriften sind jetzt nur in Übersetzungen zugänglich, da ihre semitischen Vorlagen nicht mehr verfügbar sind. Spätere christliche Schriftsteller:innen haben frühjüdische Kompositionen oftmals übersetzt, wobei sich das Erbe des antiken Judentums auf jüdische und insbesondere christliche Strömungen deutlich zeigt. Die Forschungsarbeit des Instituts widmet sich Überlieferungsprozessen (Handschriften, Textkritik, Übersetzungsmethode) und der vielfältigen Rezeption antikjüdischer Literatur.

5. Neutestamentliche Theologie

In Rahmen der neutestamentlichen Theologie werden folgende Schwerpunkte berücksichtigt: die Ursprünge und Funktionen der neutestamentlichen Christologie; das Problem des Ursprungs und der Existenz des Bösen (u.a. in Bezug auf Dämonologie); Kontinuitäten zum Judentum; und die Vorstellungen neutestamentlicher Autoren von Endzeit (Eschatologie) und dem Zeitverständnis im Kontext der antiken Wahrnehmung.

Nachwuchsforschungsgruppe "Fokalisierung in frühchristlichen Erzählungen"

gefördert durch das Elitenetzwerk Bayern und assoziiert mit dem InternationaIen Doktorandenkolleg (IDK) Philologie.
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