Das Mentoring-Programm an der Evangelisch-Theologischen Fakultät soll Nachwuchskräfte unterstützen, die sich in entscheidenden Phasen ihrer Qualifikation auf dem Weg zu einer leitenden Stellung im akademischen Bereich befinden. Insbesonders Frauen möchte das Programm motivieren, an der Universität zu bleiben und sich auf Professuren vorzubereiten.
Das Programm wurde für kooperative Projekte ausgeschrieben, die von Mentees personell und inhaltlich frei gestaltet werden. Diese Projekte haben das Ziel, die eigene Forschung sichtbar zu machen, und dienen der nationalen und internationalen Vernetzung. Die Mentees tragen die Verantwortung für die bewilligten Projekte und sind für die Gesamtkoordination und den erfolgreichen Verlauf der Aktivitäten zuständig.
Das Mentoring-Programm umfasst auch Workshops, in denen zentrale Fragen der Förderung des akademischen Nachwuchses im Focus stehen. Dazu gehören Themen wie die Vereinbarkeit von akademischer Arbeit und Familie, die Planung der verschiedenen Phasen in der Qualifikationszeit oder die Reflexion des Standes der eigenen Arbeit und der Berufsperspektiven. Diese Aktivitäten sind in der Regel für interessierte Angehörige des Mittelbaus und fortgeschrittene Studierende vor dem Abschluss des Studiums offen.
Mit dem Mentoring-Programm an der Evangelisch-Theologischen Fakultät werden Wissenschaftler:innen in der Post-Doc- und Doc-Phase unterstützt, die sich auf eine akademische Laufbahn vorbereiten. Antragsberechtigt sind alle Wissenschaftler:innen in der Post-Doc- und Doc-Phase, die an der Fakultät tätig sind.
Das Programm umfasst zwei Arten von Aktivitäten:
Die finanzielle Unterstützung von Projekten, die der Progression der eigenen Forschung dienen und die zur Sichtbarkeit der Forschung und der nationalen und internationalen Vernetzung von Wissenschaftler:innen in Qualifizierungsphasen beitragen. Dafür stehen pro Jahr 20.000 Euro zur Verfügung.
Veranstaltungen zu wesentlichen Themen des akademischen Lebens, die von der Frauenbeauftragten der Fakultät organisiert werden und zum akademischen Austausch beitragen, sowie regelmäßige Gespräche der Mentees mit der Mentorin der Fakultät.
Förderungsfähig sind:
Projekte, die von den Mentees organisiert werden und zur internationalen Sichtbarkeit und der Vernetzung im In- und Ausland beitragen (Workshops, Tagungen, Einladungen von Gastreferentinnen und -referenten u. ä.). Idealerweise sollen diese Projekte gemeinsam mit anderen Mitgliedern des Mittelbaus gestaltet und durchgeführt werden. Die Hauptverantwortung der Organisation und Durchführung dieser Tätigkeiten sollte von einer Frau übernommen werden; Männer können als Kooperationspartner an den Projekten teilnehmen.
Formate, die die Progression der eigenen Forschung unterstützen, wie z.B. Hilfskraftstunden.
Sonstige Projekte, welche die Internationalisierung der eigenen wissenschaftlichen Arbeit unterstützen (z.B. Organisation eines Panels an einer internationalen oder nationalen Tagung, das zur Sichtbarkeit der eigenen Forschung und zur akademischen Vernetzung beiträgt).
Spesen für den Besuch von international relevanten Tagungen im In- und Ausland (mit eigenem Vortrag).
Falls genügend Mittel vorhanden sind, können auch andere Arten von Projekten gefördert werden, in denen die Antragstellenden überzeugend geltend machen können, dass sie der Förderung von Frauen in der Qualifikationsphase dienen.
Bewerbungen für eine Förderung durch das Mentoring-Programm sind zwei Mal im Jahr möglich. Stichtag ist jeweils der 1. April bzw. der 1. Oktober. Pro Ausschreibung soll nur eine Bewerbung eingereicht werden. Außerdem soll in der Bewerbung plausibel dargelegt werden, dass für das eingereichte Vorhaben keine vergleichbaren Fördermöglichkeiten bestehen (z.B. der LMU Open Access Förderfonds, LMU-Förderung für Frauen in der Postdoc-Phase oder auch durch den DAAD).
Bitte richten Sie Ihre Bewerbung mit folgenden Unterlagen in einer pdf-Datei
Bewerbungsschreiben (mit detaillierten Angaben zum Projekt, inklusive Zeitplan und Budget)
ausgefülltes Formblatt
Lebenslauf
Auflistung der bisherigen Veröffentlichungen
kurzes Exposé über den Stand der aktuellen Qualifikationsarbeit
kurze Beschreibung der beruflichen Perspektiven
per E-Mail bis zum 1.10.2024 an das Dekanat der Evang.-Theol. Fakultät dekanat02@lmu.de.
Diverse Identitäten und religiöse Normen neu denken
Vielfältige Lebensformen jenseits von heteronormativen Beziehungen und binären Geschlechteridentitäten beschäftigen in der heutigen Gesellschaft Individuen, Gemeinschaften und Institutionen. In religiösen Gemeinschaften übernimmt dieses Thema eine besondere Bedeutung, nicht zuletzt weil Geschlechtsbeziehungen zu den Grundthemen religiöser Traditionen gehören. Gesellschaftlich, kirchlich und theologisch wird Queer-Sein diskutiert, wobei sich die Perspektiven wechselseitig bedingen. Ursprünglich pejorativ und nun als Selbstbezeichnung eingesetzt, verbindet queer zum Beispiel lesbische, schwule, bisexuelle, trans* oder inter* und agender aber auch nicht-binäre Personen in einem gemeinsamen Sammelbegriff. Queer vereint Minderheiten sexueller Orientierung wie Geschlechtsidentitäten und transportiert ein emanzipatives Moment. Queer Theology bezeichnet einerseits eine queersensible Theologie als auch epistemologische Selbstunterbrechungen.
Gesellschaftspolitisch befördert die gegenwärtige Debatte zum Selbstbestimmungsgesetz eine Polarisierung und verlangt auch eine theologisch-ethische Fundierung, nicht zuletzt, weil auch protestantische Anthropologie von binärer Heteronormativität geprägt ist und diese prägt. Auf transnationaler Ebene deutet die Kritik an der 'westlichen Diversität' mit Blick auf Identität und Lebensformen des Patriarchen Kyrill I. von Moskau, mit der er den Angriffskrieg auf die Ukraine rechtfertigt, auf ein neues Distinktionsmerkmal zwischen Liberalismus und Autoritarismus hin.
Kirchlich ist eine erste Institutionalisierung von Queer Theology erkennbar – beispielsweise durch eine seit 2022 beim Zentrum für Seelsorge in Hannover angesiedelte Pfarrstelle für Queersensible Seelsorge. Zudem ist eine erste praktisch-theologische Arbeitshilfe für Queersensible Seelsorge von Dr. Kerstin Söderblom veröffentlicht worden (2023). Darin sind bereits Öffnungen vorausgesetzt, die noch nicht in allen Landeskirchen mitgetragen werden, z. B. Trauungen für gleichgeschlechtliche Paare – eine normierende Ungleichbehandlung zwischen queeren und nicht-queeren Personen ist weiterhin kirchliche Praxis. Zur Analyse von agonalen Positionen bedarf es einer biblisch-theologischen und religionsgeschichtlichen Bearbeitung, wie sie beispielsweise in Klaus Fitschens Monographie Liebe zwischen Männern? Der deutsche Protestantimus und das Thema Homosexualität (2018) vorgenommen wurde.
Queer Theology ist ein die Disziplinen der Theologie und Religionswissenschaft überschreitendes und miteinander verschränkendes Querschnittsthema. Zu einer basalen Selbstreflexion lädt das Konzept des Queering Theology ein. Es lädt ein und fordert dazu auf, die (eigenen) oftmals impliziten Epistemologien und normativen Ordnungen transparent zu machen und zu hinterfragen. Wo Queer Theology aufhört und Queering Theology beginnt, ist eine offene theologische und religionswissenschaftliche Debatte, die es zu führen gilt. Sie betrifft methodologische wie strukturelle Fragen, die sowohl Zuordnungen im Fächerkanon als auch Disziplinen je für sich, konkret jede religionsbezogene Forschung betreibende Person betreffen (vgl. Knauß 2021).
Alles in allem hat in den letzten Jahrzehnten ein Wandel in der Auseinandersetzung und der Bewertung vielfältiger Lebensformen stattgefunden. Insbesondere die Polarisierungen im Kontext des russischen Überfalls auf die Ukraine und die Überlappung von evangelikalen und rechten Akteur*innen werfen theologische Fragen auf. Im Rahmen eines Dies Academicus unserer Fakultät möchten wir uns mit diesen zusammenhängenden und doch differenzierenden Themen beschäftigen.
Involvierte Mittelbauangehörige: Martin Hinz (Altes Testament), Carlotta Israel (Kirchengeschichte), Nora Meyer (Systematische Theologie), Elisabeth Perschthaler (Systematische Theologie)
Workshop für Dozierende der Evangelisch-Theologischen Fakultät
Psychische Auffälligkeiten bei Studierenden sind ein Thema, das den Lehralltag vieler Dozierender beeinflusst. Untersuchungen der letzten Jahre haben gezeigt, dass der Anteil der psychisch belasteten Studierenden gestiegen ist, insbesondere während der Corona-Pandemie. Dabei fällt der Anteil der Studierenden mit psychischer Beeinträchtigung in der Fächergruppe der Geisteswissenschaften besonders hoch aus. Psychische Erkrankungen und Probleme sind jedoch nicht ohne Weiteres zu erkennen. Viele Menschen wissen zudem nicht, wie sie mit den Betroffenen umgehen sollen oder sind durch Berührungsängste gehemmt.
Der Workshop soll relevante Informationen zu psychischen Beeinträchtigungen und dem Umgang mit ihnen vermitteln. Dabei werden Interventionsmöglichkeiten im Uni-Alltag diskutiert und Institutionen vorgestellt, an die Studierende weitervermittelt werden können. Zentral ist die Arbeit mit Fallbeispielen, die durch die Teilnehmenden und den Referenten eingebracht werden.
Ziel des Workshops ist es, dass die Dozierenden die Symptome psychischer Erkrankungen bei Studierenden erkennen können und die Hintergründe von psychischen Auffälligkeiten sowie die dazugehörigen Krankheitsbilder kennen, um Kompetenzen und Strategien im Umgang mit psychisch auffälligen Studierenden zu entwickeln.
Middle Eastern Christian Diasporas: Between Homeland and Europe
Die nahöstlichen Christen in der Diaspora: Zwischen Heimat und Europa
In den vergangenen Jahren hat eine kleine Gruppe von akademischen Forscher*innen damit begonnen, die Emigration von Christen aus dem Nahen Osten und der Bildung einer globalen Diaspora zu untersuchen. Einige dieser christlichen Gemeinschaften hatten ihre Heimat bereits in den 1860er Jahren aus persönlichen, wirtschaftlichen und humanitären Gründen verlassen. Die Tragödien der letzten Jahrzehnte im Nahen Osten förderten das wissenschaftliche Interesse an der Emigration der nahöstlichen Christen aus der Region. Schätzungen zufolge leben heute 7,7 Millionen Christen aus dem Nahen Osten außerhalb dieser Region, davon etwa 500.000 in Europa. Teilweise leben heute mehr Mitglieder einiger Gemeinschaften, wie beispielsweise verschiedener christlicher Gruppen aus Palästina, im Ausland als in ihren Herkunftsländern.
Die Migration ist in diesem Fall daher ein Thema von größter Aktualität und Dringlichkeit. Um dieses Phänomen näher zu untersuchen, organisierten wir ein interdisziplinäres Panel mit dem Titel "Middle Eastern Christian Diasporas: Between Homeland and Europe", welches im Rahmen des jährlichen internationalen Kongresses der Deutschen Arbeitsgemeinschaft Vorderer Orient (DAVO) vom 21. bis 23. September 2023 in Wien stattfand.