Buddhistische Bilderfahrzeuge. Zeitgenössische tibetische Wandmalerei als sozioreligiöse Praxis
Das Dissertationsprojekt widmet sich der tibetischen Wandmalerei, die in einer kulturwissenschaftlichen Perspektive als Ort der Aushandlung von kultureller und spezifisch religiöser Bedeutung verstanden wird. Untersucht wird, inwiefern Bilder zugleich Resultat und Träger religiöser und sozialer Tradierungsprozesse des tibetischen Buddhismus sind. Die These des Dissertationsprojektes lautet, dass die Veränderung und Modernisierung des tibetischen Buddhismus sich nicht nur in tibetisch-buddhistischen Klöstern Westeuropas oder Nordamerikas vollzieht, sondern genauso in Klosteranlagen in Nepal und Indien zu finden ist. Der Fokus des Projektes zur Bearbeitung diese These liegt auf fünf Fallstudien der zeitgenössischen tibetischen Wandmalerei in der Himalaya-Region und in Zentraleuropa. Mit einem bildwissenschaftlichen Zugang soll einerseits untersucht werden, wie die Wandmalerei durch die komplexen transkulturellen Wechselwirkungen von Tradierungs- und Innovationsprozessen im tibetischen Buddhismus verändert wird. Und andererseits soll gezeigt werden, wie die Wandmalerei diese Prozesse sichtbar macht, repräsentiert und mitträgt. In Anlehnung an Aby Warburgs Idee der Bilderfahrzeuge wird Wandmalerei als kulturelle Praxis verstanden, die Prozesse der Überlieferung, der Homogenisierung und Ausdifferenzierung des tibetischen Buddhismus ermöglicht. Somit verbindet das Dissertationsprojekt die Bild- und die Ideengeschichte des tibetischen Buddhismus in einer kulturwissenschaftlichen Perspektive. Es ist interdisziplinär und international ausgerichtet und basiert fachlich auf einer engen Kooperation der Religionswissenschaft mit der Tibetologie.
Religiöse Vielfalt in Kindermedien. Repräsentationen einer pluralen Gesellschaft
Der Umgang mit religiöser Vielfalt wird in öffentlichen Debatten intensiv diskutiert. Medien, die sich an Kinder richten, nehmen dieses Thema rege auf. Unter der Prämisse, Vielfalt darzustellen, Toleranz zu vermitteln und Konflikte zu überwinden, entstanden in den letzten Jahrzehnten zahlreiche Bücher, Hörspiele, Filme, Spiele und Webseiten, die sich mit religiöser Vielfalt beschäftigen. Diese religionswissenschaftliche Studie erforscht die Repräsentation religiöser Vielfalt anhand eines Vergleichs zahlreicher Kindermedien, die zwischen 1970 und 2020 erschienen sind, und reflektiert, warum die Darstellung religiöser Pluralität einer grundlegenden Umgestaltung bedarf.
Publikation: Religiöse Vielfalt in Kindermedien. Repräsentationen einer pluralen Gesellschaft
Der "menschliche Mangel" und die Sehnsucht nach Gott. Eine theologische Reflexion des Menschenbilds im Filmwerk des ungarischen Oscarpreisträgers István Szabó
Das Dissertationsprojekt untersucht nach dem methodischen Ansatz von Jens Eders "Uhr der Figur" das Menschenbild in Filmen des ungarischen Regisseurs und Drehbuchautors István Szabó. Die Filmfiguren fassen Biographien von Menschen zusammen, die unter verschiedenen autoritären Regimes Halt suchen. Zugleich sind sie aber auch ein Spiegel für das Menschsein an und für sich. Szabós These dazu lautet: "Religion gehört zum Menschsein, denn der Mensch fühlt in sich einen Mangel, darum sucht er nach etwas Höherem".
Die Untersuchung fragt danach, wie diese These filmisch umsetzt und welche theologische Relevanz sie übernehmen könnte. Dabei dienen als theoretischer Horizont Aspekte von Paul Tillichs theologischer Anthropologie.
Wie sieht der Weg von der "verlorenen Dimension" zum "Mut zum Sein" – um mit Tillich zu sprechen – in Szabós Filmen aus? Kann das religiöse Bedürfnis des Menschen ein tragender Grund sein? Indem sich die Dissertation mit solchen Fragen auseinandersetzt, leistet sie einen Beitrag zum Forschungsgebiet Theologie und Film. Diese Arbeit wurde von Prof. Dr. Pierre Bühler, Universität Zürich, und Prof. Dr. Daria Pezzoli-Olgiati betreut.
State Martyr. Representation and Performativity of Political Violence
The politician Aldo Moro was abducted and killed in 1978 by the terrorist organisation the Red Brigades. The media then stylised Moro as a 'state martyr'. This volume deals with the highly topical question concerning the performativity of this concept in the tension between democratic states and terrorism and reconstructs a crucial phase of post-war policy in Italy on the basis of media sources on the Moro case. What role does a term from Christian antiquity play within modern sociopolitical discourses? What changes has the term ‘martyr’ undergone in European religious and cultural history? On the basis of these questions, this study opens up an interdisciplinary theoretical horizon in order to understand the role of religious motifs in sociopolitical contexts. It brings a central new dimension to the secularisation debate, which sees secularisation as a new configuration of politics and religion.
Publikation: State Martyr. Representation and Performativity of Political Violence
Religion – Marketing's Unwitting Godparent. A Case Study of Coffee Branding and Consumer Loyalty
Dieses Buch vermittelt ein tiefes Verständnis der Analogie zwischen Marketing und Religion. Konsument*innen werden mit nahezu perfekter Werbung dazu angeregt, bezüglich des beworbenen Produkts ein Weltbild mit dazu passendem Ethos zu konstruieren. Extreme Kundenloyalität und hohe Gewinnmargen sind die Folgen. Untersucht wird die Werbekampagne "Nespresso. What else?". Die Studie basiert auf einer audio-visuellen Analyse ausgewählter Werbespots und auf einer Analyse von Primärdaten von Nespresso-Kund*innen sowie, als Kontrollgruppe, von Konsument*innen anderer Kaffee-Marken. Die statistisch hoch signifikanten Ergebnisse sind eindrücklich und machen betroffen. Sie vermitteln ein Verständnis dafür, wie der Tauschwert eines an sich profanen Konsumguts auf ein Vielfaches seines Gebrauchswerts gesteigert werden kann, und wie, ganz im Sinne Walter Benjamins, losgelöst von nüchternen Produktattributen, ein Produkt eine äußerst starke symbolische Aufladung erfährt.