Prof. Dr. Ciprian Burlacioiu
Lehrstuhlvertretung für Ältere und weltweite Christentumsgeschichte
Lehrstuhl Kirchengeschichte I
Büroadresse:
Geschwister-Scholl-Platz 1
Raum C Z006
80539 München
Sprechstunde:
nach Vereinbarung

Lehrstuhlvertretung für Ältere und weltweite Christentumsgeschichte
Lehrstuhl Kirchengeschichte I
Büroadresse:
Geschwister-Scholl-Platz 1
Raum C Z006
80539 München
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Ciprian Burlacioiu ist seit 2014 Privatdozent im Fach Kirchengeschichte mit dem Schwerpunkt Geschichte des Weltchristentums. Seit 2019 hat er eine Heisenberg-Stelle inne und arbeitet an verschiedenen Projekten zum Rahmenthema ‚Migration und Diaspora in der Geschichte des Weltchristentums‘.
Als orthodoxer Theologe hat Ciprian Burlacioiu ein starkes Interesse für die Orthodoxie in globaler Perspektive und insbesondere für die Rolle der Migration bei ihrer Entstehung und Dynamik. Ein Augenmerk gilt dabei komplexer Religionsdynamiken, die überraschend – wie z.B. in der sog. African Orthodox Church – zur Orthodoxie geführt haben.
In der Lehre vertritt Ciprian Burlacioiu das Fach Kirchengeschichte in der ganzen Breite. Ein besonderer Schwerpunkt liegt im Bereich der globalen Christentumsgeschichte einschließlich der Missionsgeschichte.
Internationale Konferenz: "Migration and Diaspora as Issues of a Global History of Christianity"
Buchprojekt: Religion, Migration, and Urban Space: South Africa around 1900 (Arbeitstitel)
In this book project I try to consider the emergence of the African Independent Christianity in the context of mass migration, industrialization, and urbanization. The passed historiography largely overlooked the nexus between these phenomena.
In the late 19th ct., the discovery of diamonds (1866 in the Kimberley region) and gold (1886 on the Rand) brought an increasing economic importance to the region. In the course of different “rushes”, beyond fortune seekers and wage workers from different parts of the world, an important number of Africans from the entire southern part of the continent sought employment in the mines. As a consequence, cohorts of African migrant workers arosed and many of them moved back and forth between the place of their work and their remote home lands – some of them far more than five hundred miles away – for many years. The result of the occurring industrial revolution was – among others – the emergence of urban, industrial centers surrounding the mining regions.
Focusing on African migrant workers especially on the Rand, the picture of a heterogeneous and crowded urban landscape emerges, with migrant workers being housed in compounds or in so called “native areas”. These cities were, consequently, not only the habitat of the colonial elite and the bourgeoisie but places where the labor force of migrant workers was extracted and managed as profitably as possible.
Because of the initial reluctance of missionaries to engage in urban areas and the fast-growing number of African migrant workers, the urban, industrial areas became, in a certain way, the new missionary frontier. This urban migrant population, in the absence of consistent missionary activities, being however under the influence of Christianity, eventually changed the religious landscape of South Africa.
This project tries to follow the religious dynamic of African migrant workers and to understand how non-missionary, ethnic-overarching forms of African Christianity emerged as mass phenomena. The inquiry will also ask questions regarding a new manner to deal with the confessional patterns of the missionary Christianity, leading finally to a high amount of religious innovation among African Christians.
Forschungsprojekt: Orthodoxie in globalem Horizont
Die Orthodoxie – mit den beiden östlichen und orientalischen Kirchenfamilien – verdankt ihr gegenwärtiges globales Erscheinungsbild nicht der Mission, sondern hauptsächlich der Migration und Diasporabildung der letzten hundert Jahre. Die Ereignisse nach der Oktoberrevolution von 1917 in Russland und das Ende des Osmanischen Reiches nach dem Ersten Weltkrieg führen zu einer andauernden massenhaften Migration orthodoxer Christen*innen aus dem ehemaligen Zarenreich und dem nahen Osten in die ganze Welt. Östlich- und orientalisch-orthodoxe Diasporagemeinden verschiedener Herkünfte und Sprachen bildeten sich von Australien und Südostasien über Afrika bis nach Lateinamerika hauptsächlich als Ergebnis der Migration. In Westeuropa und Nordamerika wurde die ältere orthodoxe Präsenz aus wohlhabenden Kreisen (z.B. der russischen Gesellschaft) mit Millionen von Kriegsflüchtlingen und sonstigen Migranten*innen in den nächsten Jahrzehnten weitgehend erweitert. Diese Dynamik verstärkte sich nach dem Zweiten Weltkrieg und das Ende des 20. Jh. brachte neue Migrationsströme aus Osteuropa und dem Nahost.
Dieses Projekt geht der Dynamik des orthodoxen Christentums im 20. und 21. Jh. durch die Fokussierung auf Migration und Neubeheimatung vieler orthodoxen Christen*innen nach. Diese Bewegung ist nicht immer eine einfache translatio der bekannten Tradition an einem neuen Ort, sondern kann – je nach Zeit, Ort und Umständen – den Charakter einer Neufindung oder Neubelebung der alten Tradition, eines innovativen Auseinandersetzens mit gegenwärtigen Herausforderungen auf der Grundlage des patristischen Erbe oder selbst den Rückzug auf Formen und Praktiken älterer Zeiten nehmen. Da Migration nicht eine Einbahnstraße ist, wird dieses Projekt auch den – manchmal überraschenden – Transfer thematisieren, der aus der Diaspora Richtung „Heimatkirchen“ fließt. Ein solcher Einfluss wird weder von der orthodoxen Theologie, noch der orthodoxen Kirche wahrgenommen, obwohl sie in einem hohen Maß sichtbar ist und Kirchen und Theologie selbst verändert.
Angesichts dieser veränderten Situation und der Tatsache, dass im Westen sowohl die wissenschaftliche Theologie, als auch Kirchen und Öffentlichkeit das orthodoxe Christentum immer noch hauptsächlich als eine (Migranten-)Religion des Ostens betrachten, versucht dieses Projekt auf die veränderte Lage aufmerksam zu machen und Bausteine für eine Neubewertung des Verhältnisses mit der gegenwärtigen Orthodoxie zu liefern.
In Gestalt von Aufsätzen und kleineren Studien soll dieser Forschungsschwerpunkt auf die gegenwärtige Lage der Orthodoxie als eine facettenreiche Weltgemeinschaft aufmerksam machen.
Abgeschlossene Forschungsprojekte
Habilitationsprojekt: "Within three years the East and the West have met each other in the African Orthodox Church" Die Genese einer missionsunabhängigen schwarzen Kirche im transatlantischen Dreieck
USA – Südafrika – Ostafrika (1921-1950)
Gegenstand des Habilitationsprojektes ist die Genese und Entwicklung einer afrikanisch-unabhängigen Kirche, der African Orthodox Church (AOC), im Zeitraum von 1921 bis ca. 1950. Sie entstand in den 1920er Jahren durch – direkte oder indirekte – Kontakte zwischen afroamerikanischen und afrikanischen Christen in Nordamerika, Südafrika und Ostafrika. Zunächst kamen diese Kontakte durch bloße Zeitungslektüre zustande. Im Unterschied zu anderen schwarzen Kirchen orientierte sich die AOC nicht primär am Modell ‚Äthiopien’, um ihre Unabhängigkeit von den etablierten Missionskirchen zum Ausdruck zu bringen. Stattdessen suchte sie Anschluss an die orthodoxe Kirchengemeinschaft, die ebenfalls nicht im Verdacht der Abhängigkeit vom westlichen Kolonialismus stand. 1934 hatten diese Bemühungen Erfolg, und die in Kenia und Uganda beheimatete AOC wurde 1946 ins griechisch-orthodoxe Patriarchat von Alexandrien aufgenommen. Die Arbeit beschreibt die Gründung einer afrikanischen Kirche im Kontext einer transatlantischen Dreiecksbeziehung. Sie versteht sich als Beitrag zur Außereuropäischen Christentumsgeschichte und untersucht eine wenig bekannte afrikanische Initiative, die bis heute im kirchlichen Leben Ostafrikas eine wichtige Rolle spielt.
Erschienen: Wiesbaden (Harrassowitz) 2015.
Dissertationsprojekt: Consens şi disensiune în teologia protestanta contemporana. Concordia de la Leuenberg şi Acordul bisericesc Meissen (Konsens und Disens in der heutigen evangelischen Theologie. Die Leuenberger Konkordie und die Meissener Erklärung)
Die Auseinandersetzung mit der Leuenberger Konkordie von 1973 und der Meißener Erklärung von 1988 folgt einem theologiegeschichtlichen und ökumenischen Ansatz. Geschrieben für ein orthodoxes Publikum, die Arbeit stellt sowohl diese beiden Dokumente selbst, als auch ihre lange Vor- und z.T. Nachgeschichte vor. Dabei werden die historischen und theologischen Entwicklungen, die die evangelischen Kirchen Europas nach dem Zweiten Weltkrieg durlaufen sind, stellenweise mit vielen Einzelheiten dargestellt. Diese Art der Auseinandersetzung versucht einem orthodoxen Publikum die jeweiligen Modelle der Kirchengemeinschaft nachvollziehbar zu machen. Die Arbeit endet mit einer theologischen Auswertung aus orthodoxer Perspektive.
Erschienen 2008 am Institut für Ökumenische Forschung in Sibiu/Hermannstadt, Rumänien.
SS 2024
WS 2022/23