Publikationen

Aktuelle Veröffentlichungen am Lehrstuhl für Kirchengeschichte II

Das Eisenacher "Entjudungsinstitut"

Umschlag des Tagungsbandes Das Eisenacher ´Entjudungsinstitut´

© V&R

1939 wurde in Eisenach das sogenannte ‚Entjudungsinstitut‘ gegründet. In kirchlicher Trägerschaft suchte es die jüdischen Einflüsse auf Theologie und Kirche zu „erforschen“ und zu tilgen. Das Institut zeigt ein perfides kirchliches Andienen an die nationalsozialistische Rassenpolitik im pseudowissenschaftlichen Gewand und markiert dabei eines der dunkelsten Kapitel, das auf kirchliche Initiative die deutsche evangelisch verantwortete theologische Wissenschaft in der NS-Zeit geschrieben hat. Auf der Basis vorliegender Forschungsergebnisse wendet sich der vorliegende Band erstmals in interdisziplinärer Weise dem ‚Entjudungsinstitut‘ zu, kontextualisiert die völkische und antisemitische Ideologie und Theologie der Einrichtung, vergleicht sie mit ähnlichen pseudowissenschaftlichen „Instituten“ und fragt nach dessen Wirkung und Auswirkung in Ost- und Westdeutschland.

Das Eisenacher ‚Entjudungsinstitut‘. Kirche und Antisemitismus in der NS-Zeit, hg. v. Christopher Spehr und Harry Oelke (Arbeiten zur Kirchlichen Zeitgeschichte. Reihe B. Darstellungen 82), Göttingen 2021, 395 Seiten, mit 4 Abb., gebunden. ISBN: 978-3-525-55797-6.

Tagungsband: Diskriminierung von Christen in der DDR

Umschlag des Tagungsbandes Diskriminierung von Christen in der DDR

© V&R

In den 1960er Jahren sicherte die DDR-Regierung ihre Macht einerseits durch die Militarisierung der Gesellschaft und andererseits durch die Einschüchterung Andersdenkender. Maßnahmen wie der Mauerbau 1961 und die Einführung der Wehrpflicht 1962 führten zum Widerstandsverhalten christlicher Individuen und Gruppen aufgrund ihrer friedensethischen Überzeugungen. Der vorliegende Band widmet sich der Frage, wie sich in den 1960er Jahren die Benachteiligung von Christen in der DDR gestaltete und welche Formen von Widerstand zu beobachten sind. Versammelt sind hier 17 Beiträge, die anlässlich der Jenaer Tagung "Diskriminierung von Christen in den 1960er Jahren der DDR" vom 27. bis 29. September 2021 von Expertinnen und Experten verschiedener Disziplinen verfasst wurden. Der Fokus richtet sich zunächst auf die Militarisierung der Gesellschaft aus religionssoziologischer, militärtheoretischer, kirchenpolitischer und bildungspraktischer Perspektive. Danach werden Formen des christlichen Widerstandes untersucht, die das DDR-Regime zu staatlichen Gegenmaßnahmen provozierten. Anschließend werden spezifische Arten von Diskriminierung christlicher Individuen und Gruppen analysiert und kategorisiert. Schließlich erfolgt eine konfessionelle Ausdifferenzierung der Thematik, in der Diskriminierungen speziell von Zeugen Jehovas, Mennoniten, Katholiken und Protestanten in den Blick genommen werden. Abgerundet wird der Sammelband durch ein Interview mit Rainer Eppelmann, der als Pfarrer, Bürgerrechtler, Politiker und ehemaliger Minister für Abrüstung und Verteidigung der letzten DDR-Regierung wirkte.

Diskriminierung von Christen in der DDR, Band 1: Militarisierung und Widerstand in den 1960er Jahren, hg. v. Christopher Spehr und Roland M. Lehmann (Arbeiten zur Kirchlichen Zeitgeschichte. Reihe B. Band 088), Göttingen 2023, 357 Seiten, mit 9 farb. Abb., gebunden. ISBN: 978-3-525-50012-5.

Landeskirche ohne Landesherrn

© EVA

Mit dem Ende des landesherrlichen Kirchenregiments 1918 standen die evangelischen Kirchen in Deutschland vor umwälzenden Herausforderungen. Es galt, neue rechtliche und organisatorische Strukturen zu schaffen und ein Verhältnis zur jungen Demokratie zu entwickeln. Hierbei waren die Probleme der nun eigenständig gewordenen Landeskirchen durchaus different. Revitalisiert wurde zudem die Idee eines Zusammenschlusses der Einzelkirchen, die in der Gründung des Deutschen Evangelischen Kirchenbundes 1922 konkret wurde.

Der vorliegende Band widmet sich den institutionellen Veränderungen anhand konkreter territorialgeschichtlicher Betrachtungen. Neben exemplarisch ausgewählten Landeskirchen Süd-, West- und Mitteldeutschlands liegt ein besonderer Fokus auf den Veränderungen für die deutschen Auslandsgemeinden im Baltikum, in Polen und Rumänien.

Die Beiträge gehen zum überwiegenden Teil auf Vorträge zurück, die im Rahmen der gleichnamigen Tagung im August 2019 in Weimar gehalten wurden.

Landeskirche ohne Landesherrn. Neuanfänge und Kontinuitäten der evangelischen Kirchen in der Zeit der Weimarer Republik, hg. v. Christopher Spehr (Herbergen der Christenheit. Sonderband 27), Leipzig 2021, 384 S., Broschur. ISBN:

Reformatio et memoria

© V&R

Die Erinnerung an die Reformation war für die protestantischen Konfessionen in der Frühen Neuzeit identitätsstiftend. Die Memoria war gleichsam der Erinnerungsbogen, der die lutherische, aber auch die reformierte Konfession mit ihren Anfängen verband. Sie konnte Landschaften, Architekturen, Kunstgegenstände, Medaillen, Münzen, Handschriften, Alte Drucke, Musik und vieles mehr umfassen. Wie die Räume und Strategien der Reformationserinnerung genauer aussahen, untersuchen die Aufsätze im vorliegenden Band. Durch ausgewiesene Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler werden unterschiedliche Ausdrucksformen der Erinnerung exemplarisch analysiert, kontextuell interpretiert und interdisziplinär profiliert. Hierdurch wird eine Neukonstruktion der Geschichte der reformatorischen Erinnerungskultur vom 16. bis ins 18. Jahrhundert möglich, die in den frühneuzeitlich-lutherischen Territorien der ernestinischen Herzöge besonders anschaulich wird.

Reformatio et memoria. Protestantische Erinnerungsräume und Erinnerungsstrategien in der Frühen Neuzeit, hg. v. Christopher Spehr, Siegrid Westphal und Kathrin Paasch, (Refo500 Academic Studies 75), Göttingen 2020, 536 Seiten, mit 64 Abb. und 1 Tab., gebunden. ISBN: 978-3-525-51702-4.

Das Wartburgfest von 1817 als europäisches Ereignis

© Franz Steiner Verlag

Das Wartburgfest von 1817 ist ein symbolträchtiger Erinnerungsort der deutschen Geschichte. Zwei Jahre nach dem Ende der Napoleonischen Ära setzte das Festereignis ein Signal des politischen Aufbruchs: Für die föderative Nation und den Nationalstaat, für Verfassung und politische Partizipation. Im Wartburgfest kamen somit all jene Problemkomplexe zusammen, die in den folgenden Jahrzehnten die Politik und Gesellschaft in Deutschland bis über die Reichsgründung hinaus prägen sollten. Allerdings fällt es nach wie vor schwer, die Vielschichtigkeit des Ereignisses historisch zu erfassen und differenziert darzustellen.

Anlässlich des 200. Jubiläums des Wartburgfestes im Oktober 2017 veranstalteten die Friedrich-Schiller-Universität Jena und die Wartburg-Stiftung Eisenach eine Tagung, die sich den Voraussetzungen und Folgen des Ereignisses widmete, um das Geschehen aus der Perspektive einer europäischen Verflechtungsgeschichte zu würdigen.

Das Wartburgfest von 1817 als europäisches Ereignis, hg. v. Joachim Bauer, Stefan Gerber und Christopher Spehr (Quellen und Beiträge zur Geschichte der Univ. Jena 15), Stuttgart 2020, 340 S. ISBN: 978-3-515-12581-9.

Herder – Luther

© Mohr Siebeck

Wissenschaftler verschiedener Fachrichtungen (Theologen, Historiker, Pädagogen, Literaturwissenschaftler und Musikwissenschaftler) haben sich 2017 mit der Frage befasst, wie weit Johann Gottfried Herder (1744–1803) durch eine Interpretation seiner Position in Weimar als Superintendent besser verstanden werden könnte, arbeitend unter dem Bilde Luthers, sich diesem lebenslang verpflichtet fühlend auch als Aufklärer. Kann man den »Theologen unter den Klassikern« aus dem Geflecht der Beziehungen zu Goethe, Schiller und Wieland lösen, aus seinen Beziehungen zum Hof, zur Stadt, zur Schule in Weimar? Andererseits lebte er autonom aus der Idee, das Erbe der Reformation für eine neue Zeit umformen zu müssen. Aus diesen Fragestellungen fällt neues Licht auf die deutsche Geistesgeschichte, auf die Herder gerade als Protestant maßgeblich eingewirkt hat.

Inhaltsübersicht:

Michael Maurer: Einführung: Herder – Luther. Das Erbe der Reformation in der Weimarer Klassik


Teil I: Der soziale Ort: Weimar – »eine erbärmliche Apanage der Reformation zwischen den Gebürgen«: Hans-Werner Hahn: Zwischen Bürgerideal und »Marktfleckenrealität«: Herder und die Stadt Weimar – Stefanie Freyer: Herder und der Weimarer Hof – Stefan Gerber: Herder und die Kirche – Michael Winkler: Herders Schulpädagogik

Teil II: Anspruch und Leistung: »Ein neuer Reformator werden«: Johannes von Lüpke: Rede Gottes in menschlicher Sprache. Herder als Sprachdenker in der Tradition Luthers – Hans-Jürgen Schrader: Luthers Sprachleistung im Urteil Herders, Klopstocks und Heines – Martin Kessler: Herder und Luthers Katechismus – Claas Cordemann: Resonanztheoretische Betrachtungen zur Umformung des Rechtfertigungsglaubens. Luther und Herder als Prediger – Corinna Dahlgrün: Luther, Herder und das Kirchenlied. Anmerkungen aus der Perspektive der Praktischen Theologie – Henry Hope: Luther, Herder und die Musik als »zweite Theologie«

Teil III: Perspektiven auf Geschichte und Gegenwart: Martin Bollacher: Toleranz? Luther und Herder über Juden und Türken – Christopher Spehr/Roland M. Lehmann: Herders Stellung in der Theologiegeschichte – Michael Maurer: Epochenkonzepte als Identitätsangebote: Reformation und Weimarer Klassik

Herder - Luther. Das Erbe der Reformation in der Weimarer Klassik, hg. v. Michael Maurer u. Christopher Spehr, (Collo- quia historica et theologica 5), Tübingen 2019. VIII, 236 Sei- ten, ISBN: 978-3-16-155847-4.

Luther denken

© EVA

Die Universität Jena galt lange Zeit als Hort des wahren Lu-
thertums und Rezeptionsort Luthers und der Reformation.
Vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart fragten Jenaer
Theologen und Kirchenvertreter sowie Gelehrte anderer Dis-
ziplinen immer wieder nach dem Erbe der Reformation für die
protestantische Religion und wissenschaftliche Gelehrtenkul-
tur und prägten damit die deutsche Ideen- und Theologiege-
schichte. Im vorliegenden Band werden bisher kaum bekann-
te Festpredigten erforscht, die öffentliche Wirkung der Refor-
mationsjubiläen in Kirche, Kunst, Kultur und Gesellschaft un-
tersucht sowie die Impulse für Theologie und Geschichtswis-
senschaft durch Jenaer Forscher im 20. Jahrhundert reflek-
tiert. Alle Beiträge gehen auf Vorträge zurück, die im Rahmen
der Ringvorlesung der Friedrich-Schiller-Universität Jena im
Sommersemester 2017 gehalten wurden.

Luther denken. Die Reformation im Werk Jenaer Gelehrter, hg. v. Christopher Spehr, (Schriften zur Geschichte der Theo- logischen Fakultät Jena 2), Leipzig 2019, 304 Seiten, ISBN: 978-3-374-05875-4

Kulturelle Wirkungen der Reformation

© EVA

Die Reformation veränderte nicht nur Theologie und Kirche, sondern setzte einen alle Bereiche der Gesellschaft erfassenden Transformationsprozess in Gang. So beeinflusste der Protestantismus nachhaltig soziale Strukturen, kulturelle Wahrnehmungsmuster, Rechtsnormen, Wissenschaftsideale, künstlerische Ausdrucksmittel und Identitätsbildungen.
Die beiden gewichtigen Bände dokumentieren den internationalen und interdisziplinären Kongress »Kulturelle Wirkungen der Reformation«, der im August 2017 von den Universitäten Halle-Wittenberg, Jena und Leipzig an der Stiftung LEUCOREA in Lutherstadt Wittenberg durchgeführt wurde. Dessen Beiträge – u. a. von Udo Sträter, Charlotte Methuen, Martin Heckel, Herman Selderhuis, Rudolf von Sinner, Daniel Jeyaraj und Jochen Hörisch – machen deutlich, wie die protestantischen Konfessionsmilieus seit 500 Jahren kulturell wirksam sind, aber auch, wie sie ihrerseits auf gesellschaftliche Herausforderungen reagieren.

Klaus Fitschen, Marianne Schröter, Christopher Spehr und Ernst-Joachim Waschke (Hgg.) unter Mitarbeit von Mathias Sonnleithner und Katrin Stöck: Kulturelle Wirkungen der Re- formation / Cultural Impact of the Reformation. Kongressdo- kumentation Lutherstadt Wittenberg August 2017, Bd. 1 (LStRLO 36), Leipzig 2018, 640 Seiten, mit ca. 16 farb. Abb., ISBN: 978-3-374-05677-4; Bd. 2 (LStRLO 37), Leipzig 2019, 568 Seiten, mit ca. 16 farb. Abb., ISBN 978-3-374-05679-8.

Reforma e Política

© Faculdade Luterana de Teologia

A Reforma luterana deixou um rico legado de contribuições sobre a temática das relações entre fé e política, tendo influenciado de modo significativo a civilização ocidental. Os quatro estudos reunidos nesse livro pretendem revisitar as contri-buições do Reformador Martim Lutero sobre esse temae fornecer subsídios para que possamos responder, nessemomento de extrema gravidade quanto à situação social e política brasileira, questões cruciais da vida comunitária:Qual é nosso papel como cristãos e como igreja cristã no cenário social e político atual? Como podemos nos posicionar diante das várias correntes ideológicas e político partidárias? Para quais fatores éticos devemos estar atentos em nosso engaja-mento sócio-político? Quais são as ênfases teológicas que a Reforma nos deixou como legado espiritual e ético-político em nosso empenho por uma sociedade melhor? Há respaldo na Reforma para o ativismo político, ou mesmo para a revolução? Quais deveriam ser as marcas da atuação cristã nas instituições da sociedade? Que valores éticos e que visão de ser humano deveriam ser observados por políticos cristãos? O presente livro apresenta impulsos, traz algumas respostas, e instiga a fazer novas perguntas. Suas abordagens querem servir de auxílio para o resgate de uma sólida e decente infraestratura moral em nossa sociedade brasileira, a partir do legado histórico e teológico da Reforma.

Die lutherische Reformation hinterließ ein reiches Erbe an Beiträgen zum Thema der Beziehung zwischen Glauben und Politik und beeinflusste die westliche Zivilisation maßgeblich. Die in diesem Buch zusammengestellten vier Studien zielen darauf ab, die Beiträge des Reformators Martim Lutero zu diesem Thema erneut zu betrachten und Unterstützung zu bieten, damit wir in diesem Moment äußerster Ernsthaftigkeit der sozialen und politischen Situation Brasiliens entscheidende Fragen des Gemeinschaftslebens beantworten können: Welche Rolle spielen wir als Christen und wie sieht die christliche Kirche im aktuellen gesellschaftlichen und politischen Szenario aus? Wie können wir uns gegenüber den verschiedenen ideologischen und parteipolitischen Strömungen positionieren? Welche ethischen Faktoren sollten wir bei unserem gesellschaftspolitischen Engagement beachten? Welche theologischen Schwerpunkte hat uns die Reformation als spirituelles und ethisch-politisches Erbe in unserem Engagement für eine bessere Gesellschaft hinterlassen? Gibt es in der Reformation Unterstützung für politischen Aktivismus oder sogar für die Revolution? Was sollten die Kennzeichen christlichen Handelns in den Institutionen der Gesellschaft sein? Welche ethischen Werte und Visionen des Menschen sollten beachtet werden von christlichen Politikern? Dieses Buch gibt Impulse, gibt Antworten und regt dazu an, neue Fragen zu stellen. Ihre Ansätze zielen darauf ab, dazu beizutragen, eine solide und anständige moralische Infrastruktur in unserer brasilianischen Gesellschaft wiederherzustellen, die auf dem historischen und theologischen Erbe der Reformation basiert.

Claus Schwambach und Christopher Spehr (Hgg.): Reforma e Política, 2 Bde., São Bento do Sul - SC (Brasili- en) 2018, Bd. 1: Dimensões da relação entre fé cristã e política na história e na teologia da Reforma luterana, 161 Seite, 1 Illustr., ISBN: 978-85-69469-11-7; Bd. 2: A compreensão luterana da relação entre fé cristã e política em sua relevância atual, 243 Seiten, ISBN: 978-85-69469-12-4.

Orte der Reformation: Jena

© EVA

Jena, die Stadt an der Saale, umgeben von Weinbergen und den Burgen des Saaletales, wurde im Zuge der Reformation zur Universitätsstadt. Als solche prägt sie seither streitbar und wandlungsfähig das Geistesleben weit über Deutschland hinaus. Gleichwohl ist Jena die geschichtsträchtige Unbekannte unter den Städten der Reformation. Zahlreiche Orte und Schätze künden aber noch heute von den reformatorischen Einflüssen in der »Lichtstadt«.

Dieses Journal führt zu jenen Schätzen und Orten und damit zugleich durch die Jahrhunderte der Stadtgeschichte: zum »Schwarzen Bären«, in dem der als Junker Jörg getarnte Martin Luther 1522 nächtigte und 1524 mit Andreas Bodenstein von Karlstadt stritt; zur originalen Grabplatte Luthers in der Stadtkirche, als einem Sinnbild lutherischen Andenkens, und zur Universität, die zum Zentrum des Luthertums und später zum Hort der Aufklärung wurde. Der Streifzug führt schließlich in die Umgebung Jenas, in die Dörfer mit ihren Kirchen und Burgen, die von der Vielfalt der reformatorischen Entwicklungen im mittleren Saaletal zeugen.

Jena, hg. v. Christopher Spehr u. Joachim Bauer, (Orte der Reformation 30), Leipzig 2017, 76 S., mit farb. Abbildungen, ISBN: 978-3-374-04415- 3.

BThZ Buße

© EVA

Anlässlich des 500. Reformationsjubiläums widmet sich die
Berliner Theologische Zeitschrift einem von Kirche und Theo-
logie vernachlässigten Thema: der Buße. Mit Beiträgen von
Hannes Bezzel, Nils Neumann, Martin Ohst, Martin Greschat,
Ehrhart Neubert, Martin Leiner, Dietrich Korsch, Peter Zim-
merling.

Berliner Theologische Zeitschrift (BThZ) 34 (2017), Heft 1, 84 Seiten, ISBN: 978-3-374-05246-2.

Reformation vor Ort. Zum Quellenwert von Visitationsprotokollen

© EVA

Die Publikation enthält die Beiträge und den Abendvortrag der gemeinsamen Tagung des Projektes »Digitales Archiv der Reformation« und des Lehrstuhles für Kirchengeschichte der Friedrich-Schiller-Univer­sität Jena unter dem Thema »Reformation vor Ort. Zum Quellenwert von Visitationsprotokollen«, die 2014 in Jena stattfand. Im Mittelpunkt stehen die ersten protestantischen Visitationen in den mitteldeutschen Territorien und ihr schriftlicher Niederschlag, die Visitationsprotokolle.

Die Aufsätze zeigen aus unterschiedlichen Blickwinkeln den Quellenwert dieser wichtigen Schriftzeugnisse für die wissenschaftliche Geschichtsschreibung und die Heimatgeschichtsforschung auf. Außerdem werden Überlegungen zur Anforderungen und Grenzen digitaler Editionen im Internet angestellt.

Dagmar Blaha und Christopher Spehr (Hgg.): Reformation vor Ort. Zum Quellenwert von Visitationsprotokollen, Leipzig 2016, 288 Seiten, ISBN 978-3-374-04162-6.

Weimar und die Reformation

© EVA

1522 hielt Martin Luther in der Schlosskirche zu Weimar zwei Predigten, aus denen seine Schrift »Von weltlicher Obrigkeit« (1523) hervorging. Nachhaltig haben dieser theologische Impuls und die Reformen des Landesherrn in Weimar die Reformation des 16. Jahrhunderts gesellschaftlich, staats- und sozialpolitisch geprägt. Die Wirkungen von Luthers Obrigkeitslehre finden nicht nur Gestalt im dort früh entwickelten Landeskirchentum, sondern auch in der Übernahme von Verantwortung für Bildung, Wohlfahrt und Armenfürsorge. Symbolischen Ausdruck findet diese Gestalt der staatlichen Ordnung, die bis in die Moderne ausstrahlt, zum Beispiel in der Ikonographie der Herderkirche als Grablege der Ernestiner.

Das Buch spannt einen Bogen von der Grundlegung der Obrigkeitslehre in Weimar über ihre Wirkungen bis hin in die Moderne mit ihren spezifischen Fragestellungen.

Christopher Spehr, Michael Haspel, Wolfgang Holler (Hgg.): Weimar und die Reformation. Luthers Obrigkeitslehre und ih- re Wirkungen, Leipzig 2016, 204 Seiten, ISBN 978-3-374-04278-4.

Fliegende Blätter

© Verlag Arnoldsche

Erstmals wird die Sammlung der Einblattholzschnitte der
Stiftung Schloss Friedenstein Gotha, die zu den größten aus
der Reformationszeit zählt, vollständig der Öffentlichkeit zu-
gänglich gemacht. Wissenschaftlich fundiert erschlossen so-
wie mit Transkriptionen aller Blätter ausgestattet, liegt mit
diesem Bestandskatalog ein Referenzwerk in zwei prachtvol-
len Bänden vor, das mit einer Fülle unveröffentlichter Drucke
den sehr guten Erhaltungszustand sowie die thematische Ge-
schlossenheit dieses einmaligen Konvoluts dokumentiert.
Die Publikationswelle des 16. Jahrhunderts machte die Re-
formation zu einem Medienereignis. Druckerzeugnisse aller
Art überholten die bisherigen Kommunikationsprozesse. Ne-
ben gedruckten Büchern und Flugschriften erreichten illus-
trierte Flugblätter als leicht erschwingliche Informationsme-
dien besonders erfolgreich ihre Öffentlichkeit. Namhafte
Künstler wie Hans Sebald Beham, Lucas Cranach d.A., Lucas
Cranach d.J., Albrecht Dürer, Michael Ostendorfer, Georg
Pencz und Niklas Stör fertigten die Holzschnitte für diese Ein-
blattdrucke, die das politische, religiöse und gesellschaftli-
che Geschehen ihrer Zeit thematisieren. Porträts von Prot-
agonisten wie Luther und Melanchthon, Karl V. und Johann
Friedrich dem Großmütigen, aber auch Fabeln und Sprichwörter sowie Berichte über Wunder und Himmelserscheinungen, Missbildungen, Katastrophen und Verbrechen fanden ihre Plattform in den Blättern.
Einen reichen Schatz reformationsgeprägter Druckgrafik bietet eine der größten deutschen Sammlungen von
illustrierten Einblattdrucken im Schlossmuseum der Stiftung Schloss Friedenstein in Gotha, deren Anfänge in
das 16. Jahrhundert zurückreichen. Einst als reine Gebrauchsgüter rezipiert, gilt der Gothaer Bestand von
rund 700 aus den Jahren 1480 bis 1599 stammenden Flugblätter heute als einmalig. Er wird nun zum ersten
Mal in seiner Gesamtheit publiziert.
Die Erschließung des Bestandes entstand im Rahmen der Arbeit der Projektgruppe Reformationsgeschichte
unter Beteiligung der Theologischen Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität Jena, der Universitäts- und
Forschungsbibliothek Erfurt/Gotha und der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha.

Bernd Schäfer, Ulrike Eydinger, Matthias Rekow (Hgg.): Fliegende Blätter. Die Sammlung der Einblattholz- schnitte des 15. und 16. Jahrhunderts der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha, 2 Bde., Gotha/Stuttgart 2016, Bd. 1: 448 Seiten, 681 Illus. in s/w.; Bd. 2: 600 Seiten, 681 farb. Illus., ISBN: 978-3-89790-413-2.

Das evangelische Pfarrhaus

© EVA

Das evangelische Pfarrhaus genießt in der Öffentlichkeit großes Ansehen. Es wird als Hort der christlichen Erziehung und protestantischen Bildung gewürdigt und als Ort vorbildlicher Lebensweise geradezu verklärt. Für viele Menschen gilt das Pfarrhaus mit seiner Pfarrfamilie sogar als himmlische Institution. Während der Mythos Pfarrhaus weit verbreitet ist, sieht die Realität deutlich differenzierter aus. Namhafte Experten widmen sich diesem spannungsreichen Themenfeld, indem sie aus historischer, theologischer und kulturwissenschaftlicher Perspektive die geschichtliche Entwicklung des evangelischen Pfarrhauses von seinen Anfängen im 16. Jahrhundert bis heute analysieren und die zeitgenössischen Veränderungen interpretieren.

Durch die interdisziplinären Forschungsbeiträge, die verschiedene Regionen Deutschlands berücksichtigen, entsteht ein facettenreiches Bild, das durch praktisch-theologische und kirchenleitende Reflexionen über die Zukunft des Pfarrhauses zur Diskussion anregen wird.

Thomas Seidel, Christopher Spehr (Hgg.): Das evangelische Pfarrhaus. Mythos und Wirklichkeit, Leipzig 2014, 224 Seiten, ISBN 978-3-374-03341-6.

Reformation heute, Bd. 1: Protestantische Bildungsakzente

© EVA

Protestantismus und Bildung sind aufeinander bezogen. Bil-
dung wird gemeinhin sogar als Erkennungsmerkmal des Pro-
testantismus bestimmt. Aber wie sehen die Bildungsakzente
aus, die durch die Reformation angestoßen wurden? Welche
wirkungsgeschichtlichen Traditionen entfalteten sie in der
Geschichte des Protestantismus? Und welche Rolle spielen
sie heute noch? Diesen und weiteren Fragen widmen sich die
Beiträge des ersten Bandes der auf fünf Bände angelegten
Konferenzreihe „Reformation heute".
Durch die Konferenz, deren Auftakt 2013 auf der Wartburg in
Eisenach stattfand, werden Impulse und Folgewirkungen der
Reformation kritisch in den Blick genommen und mit heuti-
gen Problemstellungen konkret ins Gespräch gebracht.
Zu Wort kommen ausgewiesene Experten aus Wissenschaft,
Bildung, Kirche und Politik.


Christopher Spehr (Hg.): Protestantische Bildungsakzente, (Reformation heute 1), Leipzig 2016, 222 S., ISBN 978-3-374-03804-6.