04 Mai
07 Mai

Places and Rituals of Memorialisation

Termin:

4. Mai 2017 - 7. Mai 2017

Ludwig-Maximilians-Universität München
04.–07.05.2017

Prof. Dr. Carla Danani, Universität Macerata
Prof. Dr. Daria Pezzoli-Olgiati, LMU

Transdisziplinär Lehren und Lernen

Vom 4. bis 7. Mai fand die Masterclass zum ersten Mal unter der Leitung von Prof. Carla Danani (Università di Macerata) und Prof. Dr. Daria Pezzoli-Olgiati (LMU) statt. Im Mittelpunkt des Austausches zwischen den Studierenden der LMU und der italienischen Partneruniversität stand das Thema "Places and Rituals of Memorialisation". Die Lehrveranstaltung verband drei thematische Linien. Zuerst wurden grundlegende theoretische Konzepte anhand Texten von Edward S. Casey, Aleida Assmann, Stanley Tambiah und James E. Young vertieft und in verschiedenen Gruppen kritisch analysiert. Zweitens wurden diese Konzepte mit unterschiedlichen Fallstudien in Verbindung gebracht, die verschiedene Dimensionen der Memorialisierung widerspiegeln. Die Vorstellung dreier laufender Forschungsprojekte beleuchtete die Frage der Memorialisierung in unterschiedlichen kulturellen und zeitlichen Kontexten in Italien, Amsterdam und Kairo:

  • States Martyrs: Rituals and Places of Memorialisation – Baldassare Scolari (University of Zurich)
  • On the Border: Liminality in a Commemoration of Boat Refugees – William R. Arfman (Leiden University)
  • Dynamics of the Sacred: Martyrs, Murals and Public Space in Cairo – Giulia Giubergia (University of Gothenborg)

Die Visionierung des Filmes The Circle of Memory (Il cerchio del ricordo, Andrea Rossini, IT 2007) konfrontierte uns mit der Frage nach der Bedeutung von Denk- und Mahnmalen des zweiten Weltkriegs nach dem Zusammenbruch des ehemaligen Jugoslaviens.

Erweitert wurde die Diskussion durch den Vortrag von Prof. Dr. Mark George (Illiff School of Theology, Denver), "Veriscription: Place, Writing, Memorialisation, and the People of the Book", mit einem Blick auf die Antike und der Fragestellung nach der Leistung von Schriftlichkeit in Praktiken der Memorialisierung und der Identitätsbildung des Volkes Israel im Deuteronomium.

Drittens wurde das Thema in seinem Verhältnis zu Religion im Kontext der Entstehung und Verbreitung des Nationalsozialismus in München betrachtet, mit einem Besuch der Münchner Dokumentationsstelle zum Nationalsozialismus, wo wir eine spannende Führung erleben durften.
Schließlich bildeten theoretische Überlegungen und empirische Befunde anhand intensiver Kleingruppengespräche und einer Schlusssynthese durch Dolores Zoé Bertschinger und Valentina Carella, Doktorierende der Religionswissenschaft an der LMU bzw. der Philosophie an der UniMc, ein produktives Spannungsfeld.

In einer entspannten Atmosphäre, in der sich alle Teilnehmenden anhand von Kurzreferaten, Responses, Vorträgen, Kleingruppen- und Plenumsgesprächen aktiv beteiligten, kamen diverse Aspekte gegenwärtiger Forschungsarbeit zusammen: Disziplinen wie Philosophie, Religionswissenschaft und Theologie sowie unterschiedliche wissenschaftliche Traditionen aus Italien, den USA, den Niederlanden, der Schweiz und Schweden traten in einen bereichernden Austausch. Fragen nach den Korrespondenzen der Schlüsselbegriffe wie Space, Place, Memory, Memorial, Counter-Memorial, Ritual and Practice – im Englischen, Deutschen und Italienischen – trugen dazu bei, die Pluralität an Sprachen als kreativen Moment zu entdecken. Wir bedanken uns – auch im Namen unserer italienischen Kolleginnen und Kollegen – bei allen Teilnehmenden und sind gespannt auf die Lektüre der Hausarbeiten, die zur Veranstaltung entstehen werden. Die aufwändige Organisation konnte dank der effizienten Kooperation der Internationalen Dienste der involvierten Universitäten sowie durch das Engagement von Tanja Posch bewältigt werden.

Veranstaltungsbericht